Freitag, 19. August 2011

Die herannahende Handwerker-Kolonne....

.... lässt mir keine Zeit zum Bloggen.
80qm sind in Aufruhr. Der Herr fräst neue Stromleitungen in die Wände, meine Wenigkeit übt sich in Gedankenhygiene. Ich raste nicht aus. Nein, ich raste nicht aus.... ich verschwende meine Lebenszeit nicht mit Ausrasten. Ich verzichte auf die Muckibude und schleppe Bücherkartons treppab, Pflanzen treppauf und zum Duschen geh ich dann morgen.
Der Laptop hat noch keine Staubschicht. Also schnell noch ein Foto reingesetzt.
Das Foto des weltbesten Vaters mit der kleinen Ro.
Es ist der Herr, der meine Freundin Frau D. vor allem dadurch begeistert, dass er Stadtpläne anhand umstürzender Bauten erläutert. Er ist derjenige, der mit mir vor dreissig Jahren die Nacht zum Tage machte. Der sich meine Weltentwürfe anhörte, widersprach, mit mir stritt, und von langen Küchentischnächten aufstand, duschte und zur Arbeit ging, damit mein Ballettunterricht bezahlt wurde, meine Palästinensertücher, mein Patchouli und meine Bhagwhan-Bücher. Anlässlich meiner Liebesgeschichten, Hochzeiten und Scheidungen hat er sich oft die Haare gerauft.... mir aber immer die Treue und Zuneigung gehalten.

papa

Heute stimmt er mir manchmal nachträglich zu, wenn wir die Weltpolitik beleuchten. Heute stimme ich ihm manchmal nachträglich zu, wenn wir den Sinn des Lebens überdenken. Wir sind uns einig, wenn uns Schwätzer nerven, einig im bissl ruhig und autistisch sein, einig im Zynismus und in der Liebe zur Natur und zum Wasser.
Weltbester Vater halt.

Dienstag, 16. August 2011

die Abenteuer des Signore Pizzaro....

.... habe ich mir jetzt ausgedruckt. Mit der Geschichte kam ich eh nicht weiter. Aber es verhält sich so, dass kommende Woche eine Truppe Handwerker unser gesamtes Untergeschoss vom Duft der fünfziger, sechziger, siebziger und achtziger Jahre befreien wird. Zuvor müssen wir eben dieses Untergeschoss von allen Möbeln und deren Inhalten befreien. Neben hundertausenden von Büchern, Schallplatten (ja.... gibt es noch), alten Fotoapparaten und mindestens fünf Ferngläsern, fielen mir zwei alte Fotoalben aus meiner Kindheit in die Hände. Die enthielten good stuff, den ich noch posten werde. In meinem Alter darf man das. Halbzeit habe ich ja überschritten, also werde ich demnächst mein Lieblingspferd Hannibal posten, die weltbesten Eltern und den weltbesten Exmann.
Vor allem aber fand ich..... meinen dritten Großvater, der die Vorlage des Herrn Pizzaro ist und dessen Bücher ich im Alter, oder wenn Kunden abhanden kommen, übersetzen werde.
Er war der italienische Herr, der Mann ohne Schulbildung, der in mittelalterlichem italienisch (keine Ahnung woher er das kannte), skurrile Geschichten schrieb. Er war der, bei dem die Maler und Schreiber der Region auf dem alten, zerschlissenen Ledersofa sassen, die Welt neu erfanden und ihm zum Dank für den verabreichten Rotwein, ihre Kunstwerke an seinen Wänden hinterließen. Er war der Kommunist, der unter Absingen der Internationalen zu Ostern die Küche verließ, in der seine Frau dem Papst unter Tränen lauschte. Von ihm lernte ich, wie man Spaghetti nur mit Gabel und ohne Löffel (das ist was für Touristen) isst und er war es, der eine ganze Wand mit Tausenden von Wagner-Aufnahmen hatte. In der frankfurter Oper fiel er unangenehm auf, weil er den Tannhäuser mit geschlossenen Augen und tiefer Stimme mittsummte.
Eigentlich hat er immer gesungen, oder gelacht, oder geschrieben und natürlich uns Kinder bespasst. Also vornehmlich meine Cousine und mich.
Er fehlt.

signore-pizzaro

Sonntag, 14. August 2011

Kennen Sie noch Völkerball?

...
Ich war grottenschlecht darin. Wir mussten das im Sportunterricht spielen…. stellen der Herr Rosmarin und ich fest. Er liebte es. Ich hatte Angst vor dem Ball. Bin gelaufen wie ein Hase, nur um den Schmetterball eines Mitschülers nicht abzukriegen, einfach weil das brennende, hässliche rote Flecken hinterließ. Fangen konnte ich auch nicht. Wie auch, wenn man Angst vor dem Ball hat. Also war ich immer bei den ersten, die „abgeworfen“ wurden und sich dann hinter der roten Linie in der Sporthalle langweilten.
Ganz anders beim Geräteturnen. Unsere Kindheiten waren geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Aufschwung, Unterschwung (der Herr Ro meint, es hieße "Umschwung"), Flic-Flac auf dem Schwebebalken, Umschwünge am Stufenbarren…. Es war herrlich. Während wir abendlich parlieren, fragen wir uns, ob wir heute noch Liegestützen und Kniebeugen hinbekommen. Wir probieren das aus und es wird lustig. Ich komme gut runter, aber schlecht rauf. Der Herr Rosmarin kommt schlecht runter, aber super rauf. Na klasse.
Nun gut, das mit dem Spagat ist schwierig geworden und eine Rolle auf dem Balken wollte ich auch nicht mehr probieren. Die Höhe zum Boden ist einfach größer geworden mit den Jahren. Ich bin ja froh, wenn ich die Gerätefeinde in der Muckibude halbwegs hinkriege. Früher auf einem Bein stehen und das andere Bein gestreckt, hoch hinters Ohr ziehen…. Kein Problem. Aber gut…. Auf einem Bein stehen kann ich noch. Liegestütze konnte ich nie. Dafür aber minutenlangen Handstand und aus dem Stand in die Brücke gehen. Jetzt frage ich mich,…. da ich keine schulpflichtigen Kinder habe…. was die heute so machen im Sportunterricht? Immerhin scheint jede Familie mit Eigenheim ein Trampolin zu besitzen. Das wäre damals undenkbar und unbezahlbar gewesen. Nun gut…. wir hatten auch kein Eigenheim. Dafür haben mir die Eltern zehn Jahre klassischen Ballett-Unterricht bezahlt. Anfangs mit Freude: das Kind lernt sich graziös zu bewegen. Dann mit Unwillen. Das Kind war an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst angenommen. Ich ging nicht zum heimlichen Rauchen in den Park, sondern täglich zwei Stunden in die Hochschule. Bei den Spitzenschuhen waren die Eltern schon ambivalent. Ein bisschen stolz einerseits und ein bisschen unsicher andererseits. Als ich mich aber mit 16 entschloss, dem Abi adieu zu sagen, um Tänzerin zu werden…… da war’s vorbei mit der Toleranz und ich wurde in Kenntnis darüber gesetzt, dass ich nach dem Abi gern tun könne, was ich wolle, vorher aber nicht.
Gut so. Wenn ich mir heute meine Spagat- und Kniebeugefähigkeiten anschaue, haben sie die richtige Entscheidung getroffen. Immerhin darf ich jetzt ohne Arthrose sein, bin aber etwas zu schwer für meine Größe. Jetzt, da ich Urlaub habe, liebe ich es, alle zwei Tage Fitness und Sauna zu machen. Wenn ich in den Kalender schaue, schwant mir Übel….. was den Body angeht. Zum Flic-Flac werde ich es wohl nicht mehr bringen.
Nur mal gut, dass ich zeitweise in der Stadt lebe, die es eigentlich nicht gibt. Da ist ja alles möglich und selbst die, von denen man glaubt, es gäbe sie nicht wirklich, leben hier….




anything goes????

Freitag, 12. August 2011

Der indianische Sonnentanz....

.... ist mir dann doch zu ursprünglich.
leidensfähig bin ich ja nur im Fitnesstudio meines Vertrauens. Der verregnete Herbst vor dem Fenster hat mich kurz überlegen lassen, ob ich nicht .... wie gesagt.... aber ich wollte mir nicht die Haut durchstechen und mich tanzend an den Rand des Todes bringen, um Visionen von Sonne zu haben.



Ich bin verzaubert vom Optimismus unserer nun fast vier Meter hohen Sonnenblumen, die ihre ganze Pracht trotzig in den Regenhimmel recken.
Ich such mir eine Sonnenbank.

Dienstag, 9. August 2011

Manchmal.....

.... scheine ich das zweite Gesicht zu haben. Ich denk mir was....und es ist dann so.
Z.B. als ich meinen Großvater besuchen wollte im Hospiz und dachte: hoffentlich hängt die schwarze Schleife nicht am Zimmer. Aber sie hing und die Familie hatte vergessen, es mir zu sagen.
Oder als ich zur Großmutter an ihrem Geburtstag ins Krankenhaus gehend Blumen kaufte und dachte: hoffentlich ist es nicht zu spät. Die Krankenschwester, die mich aus dem leeren Zimmer fischte, war ganz erschrocken, dass die Familie vergessen hatte, mir das mitzuteilen. Na ja... in der Aufregung halt.
Oder ich denke: was macht wohl die A.? Natürlich ruft sie zehn Minuten später an.
Heute ging ich am Bauernhof meines Vertrauens vorbei. Dem großen alten Gehöft mit den vier Eseln und den Pferden, den vielen Hühnern und den beiden Hunden. Während das Fräulein die Esel ignoriert, denke ich: Eigentlich würden Lamas hier wunderbar her passen. Zwei Sekunden später entdecke ich auf der Wiese umme Ecke.... na eben.... zwei Lamas, die sich aus dem Gras erheben und mich aus ihren großen braunen Augen anschauen.
Nun frage ich mich, warum das mit den Lottozahlen nicht klappt?

Samstag, 6. August 2011

Der Himmel über B......

hat sich nur eine Stunde nach der Abreise von Frau D. zugezogen.
So mache ich es auch.
Am Bahnsteig standen wir noch cool rauchend herum, nur der Buddhahund schaute etwas verquer. Er hatte angesichts des gepackten Koffers bereits früh am Morgen versucht sich hinter der Mülltonne in der Küche zu verstecken.
Wir haben bereits vor langem beschlossen, uns total cool zu verabschieden. Klappt auch jedes Mal.
Aber allein am Bahnsteig stehend und dem Zug hinter her winkend, finde ich mich plötzlich mit Tränenströmen im Auto wieder. Auch wurscht. Dann weine ich halt ein bisschen. Der Himmel wird sich mir gleich anschließen.
Nun steht hier das kleine rote Näpfchen des Buddhahundes einsam in der grünen Küche und das Drachenfräulein liegt betröppelt im Hundebett herum.
Am Abend hatten sie noch einträchtig Pansen gefuttert und an Lammbeinen herumgenagt.
Meine Meisterin des Kleingeschnittenen.....

ist auf der Heimreise. Auf dem Tisch stehen noch ihre Rosen und im Haus ist es unendlich still.
Kein lautes Lachen, keine Hundegequietsche, kein Wolfsgehäul (auch das taten die beiden).
Jetzt schlüre ich wieder alleine durch die Feenwälder, ohne die Gespräche mit ihr, ohne unsere derben Scherze und renne alleine ins Fitnesstudio.
Mir ist elend.
Ich brauch einen Keks.

Mittwoch, 3. August 2011

es ist vollbracht ! (kapitel 5 oder 6 oder 7 von frau d. in b.)

Er hat die schönste Nacht seines Lebens.... und er ist frei... (naaaa..... in den garten darf er ned...)



Der Grill glüht noch, die Damen auch. Fitnessstudio, und anschliessend im Sanatorium meines Wohlbefindens etwas Flanieren am Fluss und Sonnenliegen im Garten. Der Buddhahund hat sich in einen Gummiesel verliebt und das Fräulein plärrt in die Nachbarschaft. Abends lesen wir vergnügt das Arroganzprinzip und beschließen, .....
ja... eben.... morgen

Montag, 1. August 2011

Frau D. in B. (4)

Natürlich haben wir das am Sonntag nicht geschafft, ca. 80 km nach Norden zu fahren, um dem Treffen der Freunde historischer Leichenwagen beiwohnen zu können.
Das Wetter hätte gepasst, denn Frau D. meint, für Oktober sei es gar nicht so schlecht.
Aber der Tag war zu kurz und während ich die beiden Hunde bespaßte, wandelte Frau D. auf der alten Burg umher und brachte mir einen Feudel mit.
Der Herr Rosmarin behauptet, sie habe mit bunten Bändern jongliert und Falken gezähmt, sowie einer grünfedrigen Eule ein Küken gefüttert. Ich bin derweil am Sofa nieder gesunken und natürlich ist es kein Wunder, das wir den Plan für heute – nämlich das ortsansässige Fitnessstudio aufzusuchen – auf morgen verschoben haben.
Immerhin sind wir zwei geschlagene Stunden bergauf, bergab durch den Teuto gerast und wollten es uns nicht nehmen lassen, uns anschließend noch vier weitere Stunden in den Sommerschlussverkauf zu stürzen. Ein Knopf wurde erstanden, so dass wir diesen von der to-do-Liste streichen können.
Allerdings muss der Bambus nach wie vor aus seinem pyramidalen trostlosen Zustand befreit werden. Ich komm hier einfach zu nix :-)
Nicht nur die Viecher sind fix und alle.....
santa1

ich bin es auch und fast schaut es so aus, als ob ich noch vor dem morgigen Tag in die Federn komme. Das ist nützlich, denn ich beginne mit den Tagen durcheinander zu kommen.
Heute ist doch Montag oder?

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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