mitten in der nacht sitzt ein mann auf einer pritsche.
im arm hält er sie, die ihn anblickt und ihren letzten atemzug tut.
sie hatte 14 jahre ein perfektes hundeleben und hat das von dem mann unendlich bereichert. paules eulchen ist heute nacht gestorben.
die, die meiner lily das leben geschenkt hat und die, die hinter jedem stock hersprang....
die, die frau sandhexe und frau majon mit einem einzigen blinzler die hundephobie austrieb....
die, die einmal ein ganzes buffet leerfraß und nur blödes brot übrig lies...
die, die schlimme krankheiten und bisswunden überstand...
die, die aussah wie eine mischung aus hund und fledermaus....
bestimmt geht es ihr gut jetzt.
aber das loch, das sie hinterlässt ist rießen groß und rabenschwarz.
... um einen brief zuzukleben und der pr*ittstift unbenutzt blieb... nun gut, damit kann ich leben.
dass ich meine knochen durchnumerieren muß, wenn ich zu lange sitze, damit kann ich auch leben.
womit ich allerdings gar nicht leben kann ist die tatsache, dass meine 67jährige tante in MEIN armanikostüm passt.
tanten sind alt und fett und haben im meinen kostümen nichts zu suchen. oder bin ich etwa auch schon.... ne tante?
jetzt fährt die nach italien zurück und posaunt durchs ganze dorf, dass sie in mein kostüm passt.... "ma sai com'e ingrassata la romera???"
ich ertrage alles, also wirklich alles. den zickenterror der drei sorelle, das ewige ins wort-fallen, wenn ich auch mal was zu sagen habe, ein frl. hund, das nun bei der *llianz* krankenversichert sein möchte, nachdem ihr der freundliche versicherungsvertreter im niddapark einen hundekeks überreicht hat....
ich ertrage, das sich mein leben zumeist in irgendeinem auto abspielt oder ich mit irgendwem bestimmt streß habe, dass ich nicht schön bin, dass ich nicht mal präsidentin irgendeines vereins bin.
aber das meine tante in mein kostüm passt.... das ertrage ich nicht.
o.k..... nun ist's raus mein großes coming out. der ganze freundliche kram ist nur oberfläche und ich werde kein glückliches alter haben.... einfach weil ich viel zu.....*vokabelcontest* ..... bin.
*geht freundlichen, wohlmeinenden erotikfotografen suchen, der die ihr noch verbleibenden wenigen ansehnlichen wochen auf zelluloid bannt*
*kategorie: blogs der lustigen wechseljahre.... muhahaha*
bin ich gnadenloser menschenfreund, optimist und reifungsgläubige.
ich glaube, dass wir unser leben damit verbringen zu lernen, zu reifen, uns weiter zu entwickeln.
heute falle ich vom glauben ab, nachdem ich mir dieses dreigestirn der schwestern reingezogen habe, die zwischen 67 und 74 jahre u.a. damit verbracht haben, die immer gleichen zetereien untereinander zu pflegen.
es trieft von gekränkten eitelkeiten, von verletzungen im ewigen kampf „wer ist die beste, die großherzigste, die klügste, die schönste…“. nichts haben sie reifen lassen, nur die wortwahl ist ausgefeilter, die themen schwieriger, aber die muster: immer gleich.
und wehe, es mischt sich einer ein in diesen kampf und versucht zu versachlichen oder zu schlichten. er wird des unverständnisses und der boshaftigkeit oder dummheit bezichtigt.
es bleibt ein hilfloser rückzug: sie sind wie sie sind – es ist ihre art, sich durch diese spezielle form der reibung ihrer wichtigkeit füreinander zu versichern…
und dann fallen mir klassentreffen ein.
die gesichter sind älter, die körper massiger geworden. aber hinter jedem faltengesicht verbirgt sich das blitzende neurotische böckchen von damals. die augen sind gleich geblieben, auch wenn sich fältchen drumherum gebildet haben.
können menschen reifen? oder bleiben sie immer die sie waren und ändern nur ihre äußerungsform? ist reife vielleicht nur eine nette geisteswissenschaftliche erfindung oder umschreibung der tatsache, dass viele halt im alter ruhiger werden aber eben nicht klüger? das wäre dann lediglich eine andere art der beschreibung von verändertem hormonstatus.
ich bin ratlos und froh darüber, dass der hund neben mir heftigst pupst. dieser duft vertreibt mich vom pc und rückt die gedanken zurecht: alles mist.
hat mich nach drei wochen abstinenz wieder. gestrig noch von dem besitz eines deerhounds geträumt und die szenerie von windhundausstellungen mit hochgezogener augenbraue zur kenntnis genommen. eislaufmuttis und -pappis as its best. dann runter gerauscht. endlich die rückkehr in heimische gefilde, in denen wenigstens mein autokennzeichen plus mentalität einfach wunderbar passen. die sonne und wärme sind auch gekommen und frl. möchtegernwind hat jeden grashalm einzeln begrüßt.
die kaufhäuser (sagt man heute vermutlich nicht mehr…. nennen wir es shopping center) sind hier definitiv viermal so groß wie in der provinz und ich werde fündig.
der copyshop meines vertrauens erkennt mich noch und freut sich, weil ich ein guter und zumeist angenehmer kunde bin.
und…. meine tante carla aus florenz ist gestrig gelandet. nach ihren mittlerweile fünfundfünzig jahren toskana (mein onkel würde sagen: funfunfunfsich) ist sie froh, nun endlich mit rino ihrem freund, das deutsche fernsehen zu empfangen. während sie sich genüsslich schnurrend würstchen mit kartoffelsalat und graubrot reinzieht nimmt sie erstaunt zur kenntnis, dass wir weder hansi hinterseer noch sonstige gestalten des deutschen fernsehprogramms besonders schätzen. mein großvater schon – also ihr vater – lebte recht deutsch in italien. immerhin hatte er das erste wasserklosett im lederkaff. so hält sie es auch… noch schlimmer: sie gehen früh ins bett, sie essen früh zu abend, sie tragen birkenstock und halten die deutschen nachrichten für offenbarungen. seit sie vor vier wochen bei 18 grad in bremen weilte, mag sie auch den deutschen sommer besonders. mir bleiben zum trost an meine italienischen kindheitserinnerungen nur fässer von prosecco, aber die helfen auch nicht aber der kräftige biss in den mitgebrachten parmeggiano lässt mich dann doch seufzen. die welt ist trotzdem irgendwie deutsch geworden.
das spanische fräulein möchtegernwind war stundenlang mit mir und weltbestem papa laufen und hatte heute schäferhundtag (gehorsam deutsch). aber es half nichts und ich musste sie bei pflegefrau abgeben, da ich ab morgen wieder chappi verdienen darf und sie und ich zusammen in der gestaltung eines teamworkshops… das geht einfach nicht. wir machen dann nur blödsinn und hinterher beschwert sich der vorstand. also bh und pumps und klamöttchen rausgelegt, die tante carla bis mittwoch verabschiedet, dem fräulein ein paar tränen hinterhergeschnieft und so träume ich von meiner ganz persönlichen erfindung eines auf mich abgestimmten ablasshandels: kunden die nur zahlen, wenn ich wegbleibe. aber solange ich an dieser globalrelevanten innovation noch feile freue ich mich trotzdem darauf, dass ab morgen wieder jemand wert auf meine ideen legt und mich dafür auch bezahlt.
wollte ich schon seit tagen und wochen wieder bloggen.
andererseits hab ich gerade heftigst urlaub.
das fräulein schießt auf der rennbahn an einem galgo vorbei (lange strecke), und schafft auf 280m 20 sekunden (kurze strecke).
ich weiß: das interessiert kein schwein. aber ich hab ja urlaub (naja... gleich morgen nicht mehr) ... und genieße es.
ich hatte weltbesten besuch, ich hatte eine russische beerdigung, ich hatte rennbahn und sonnenallergie, gegrilltes lamm und ein aha-erlebnis.
ich hab mit dem unkraut parliert und mai-tai getrunken, ein buch gelesen und einiges geschrieben.
ich hab was über westfalen gelernt....
z.b. über zwei alte damen, mit biggi. biggi war ein bonsaihund und fast so breit wie hoch und todesmutig warf sie sich dem möchtegernwindfräulein entgegen, welche sich sogleich auf den rücken legte, obwohl sie die vierfache körpergröße mitbrachte. die zwei alten damen schwitzten und rieben sich mit umhäkelten taschentüchern den schweiß von der stirn, gelobten es sei ihnen egal wie hoch die heizkosten seien, wenn es nur endlich wieder so kalt würde, dass sie heitzen dürften.
wir hatten schlappe 26 grad und mir war klar, dass die westfalen einen sprung in der schüssel haben.
aber ich will mich nicht beklagen. schließlich habe ich den axtrussen überlebt. das war der russe, der morgendlich eine halbe stunde vor mir die arena des morgendlichen waldspaziergangs betrat und zwei jogger mit der axt bedrohte.
ich bin halt schlau. ich geh erst ne halbe stunde später.
und telefoniere dabei mit einem kunden. eine geschlagene stunde, während fräulein möchtegernwind herumschlürt.... immer rum um den see. und der jogger, der mir dann zum zweiten mal begegnet, erinnert mich daran, dass diese handyrechnung hoch werde.....
naja... nicht meine.
dann ließ sich auch noch die sonne sehen und warf verschwenderisch mit wärme und sommerlaune um sich.
ein perfekter tag und ein heftiges dankeschön nach vienna
dies wäre im prinzip simpel.
estelle getty stirbt. ich kenne sie nicht.
nur vom bildschirm, als zauberhaft giftige alte mit überbleibselnden mafiakenntnissen. und währenddessen wird herr karadzics gefangen.
laut unserer nachrichten war er mal ein psychiater, der dann zum massenmörder und schlussendlich zum geliebten naturheiler wurde. das geht mir ans herz.
frau getty kenn ich dann doch wohl auch, weil sie einfach meiner halbitalienischen grossmutter ähnelt.
was sie eint: beide sind hoch manipulativ. aber das ist völlig irrelevant.
neben den politjournalistischen berichten mit allerlei fragezeichen interessiert es mich doch, was das ist und wie das geht.
und wie mag es den patienten seiner letzten zehn jahre gehen? die, denen er geholfen hat und die sich besser fühlen, während er sich unter einem bart und einem knötchen verbarg? und wer zum teufel ist er? ein massenmörderischer teufel oder ein durchschnittlicher psychiater?
neee….. schon klar, weder noch…. aber ich hätte gern ein interview mit ihm.
Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)