sollte ich nehmen und in den sonnendurchfluteten wald spazieren. dort den bärlauch schnell pflücken bevor der große ansturm der übrigen bärlauchpflücker zum wochenende einsetzt.
aber was zum teufel mach ich dann mit dem grünzeug?
denn die überschriften in einschlägigen blödzeitungen und zentralen websites sind einfach zu schön, um unkommentiert zu bleiben.
so prangt mir auf der t-online seite folgendes entgegen:
knut tötet zehn karpfen - besucher empört - berliner zoo reagierte prompt.
weiter lese ich gar nicht. ich hab schon immer gedacht, dass zoogänger nicht ganz bei sinnen sein können. so wie im frühen 19. jahrhundert die irren ausgestellt wurden und die bürger sonntags zum irren-gucken gingen. nicht das zootiere irre wären (naja, die klugen werdens natürlich bei soviel gefangenschaft), aber jetzt mal im ernst: soll knut vegetarier werden, nur weil großstädter nicht ertragen, dass die natur auch wild ist? und lebt unser turbokapitalismus nicht immer wieder gern vom fressen und gefressen werden? und warum ist karpfen fressen schlimmer als löwenzahn kauen?
nein.... solche dummheiten sind eigentlich keine zeile wert.
sagte die kassiererin von pappnase und co letzte woche zu mir.
ich muß grinsen.
"nein, das wird ein management-seminar"
plumps, fiel ihr das wechselgeld aus der hand.
rosmarin - 31. Mär, 12:13
haben offenbar ein problem.
sie sind tot.
mausetot sozusagen.
oder kann mir mal jemand erklären, weshalb ich seit nunmehr drei tagen keine einzige spammail mehr bekomme?
rosmarin - 29. Mär, 12:25
war nicht nur begeisterter wohnmobilfahrer im rentenalter. er war der erfinder der stabilität und das, obwohl er einst ein großer casanova gewesen ist und die damenherzen von basel brach. nicht unbedingt der reihe nach, sondern so viele wie gleichzeitig möglich.
dann lernte er lotte kennen.
lotte hatte ein großes mundwerk, genau genommen für die schweiz eine eigentlich unmögliche freche schnodderschnauze und sie hatte einen windhund aus marokko. das hatte bis dahin in basel, in den späten fünfzigern, noch keiner gesehen. und weil aron der einzige war, der lotte beim anblick ihres hundes nicht vermehrte fütterung empfahl, sondern sie einfach neugierig ausfragte, genau deshalb sprach sie überhaupt mit ihm.
er war ein anstreicher und fleissig. und wenn er nicht die herzen der schweizerinnen brach, dann sang er. genau genommen brach er die herzen singend. und er war im männergesangsverein. über fünfzig jahre war er sänger, vorsitzender, kassenwart und protokollschreiber. als herzensbrecher war er ebenso in einer der zünfte und lief als flöter in der faasnet durchs nächtliche basel. beide vereinsmitgliedschaften nahm er zeit seines lebens ernst. selbst als er keine herzen mehr brach, blieb er seiner zunft treu und seiner lotte ebenso.
daran gibt es auch keinen zweifel, denn lotte hätte ihn in den boden gestampft, wenn er auch nur einem einzigen rock hinterher geschaut hätte. aber er schaute nicht, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, über lottes frechheiten zu lachen. egal was er sagte, lotte pfefferte eine frechheit zurück die sich gewaschen hatte und dann schaute sie ihn verliebt an und er freute sich, dass er keine blöde erwischt hat.
aron wurde nicht müde, sie zu verehren und noch mit fünfundsiebzig hielt er auf seiner geburtstagsfeier, die er mit 200 gästen feierte, seinen jeweils aktuellen trinknachbarn eine flammende rede über seine freude, keine dumme erwischt zu haben, die bewundernd nickend seinen ausführungen zustimmte.
lottes leidenschaft wurde auch seine, und so war er selbstverständlich auch vierzig jahre mitglied im nicht wirklich nah gelegenen windhundverein. sie waren immer unterwegs, sei es mit den sangesbrüdern, sei es auf den rennbahnen der schweiz und deutschlands. mit dabei ihre drei kinder und den kleinen wohnwagen und das rudel der drei marokkaner.
unter der woche arbeitete er als maler. abends baute er häuser für sich selbst, von deren mieteinkünften er später leben würde. spät abends ging er zum singen, danach machte er lotte die drei kinder.
logisch, dass es ihm nach der pensionierung langweilig wurde. drum schaffte er sich einige bienenvölker an und machte im jahr seine tausend gläser honig. besonders berühmt, war er für seinen akazienhonig, der in den heißen und sonnigen sommern entstand. noch vor zwei jahren vergoß er bittere tränen, als beim schleudern des honigs, zwei seiner völker verhungerten, obwohl er sie mit zuckerwasser zu erhalten versucht hatte.
das letzte bild:
aron sitzt im windhundverein und lauscht den dortigen intrigen. mitten in die abstimmung zum neuen präsidenten platzt er mit seinem wissen über bienenvölker. der vorstand lächelt und bittet um abstimmung. aron nickt.
er lacht den neuling an, der neben ihm sitzt und den er bereits seit zwei stunden betextet. seine augen funkeln und er erhebt sein glas.
„ich bin schon mit musik geboren und mein herz hat immer gelacht“
sprach er und sank in sich zusammen.
rosmarin - 28. Mär, 23:43
ist mit dreiundsiebzig witwe geworden. das war schlimm, denn ihr mann aron war ein lustiger kerl mit dem sie seit seiner pensionierung durch die europäische welt gegondelt ist. zu diesem zweck hat aron ein wohnmobil mit allem komfort erstanden. damals vor zwölf jahren.
sie fuhren nicht weit, denn sie kamen aus der schweiz und dort ist man vorsichtig mit allzu weiten reisen ins allzu ferne ausland – besonders wenn man nicht mehr so ganz jung ist. so fuhren sie zum gardasee, nach nizza, nach wien, nach hamburg, nach paris, nach como, in die puszta und immer wieder nach stuttgart.
in stuttgart wohnte lottes alte freundin helma. die besuchten sie zweimal im jahr. helma wohnt in einem stuttgarter vorort und stuttgart hat viele davon. vermutlich nehmen die eingemeindeten vordörfle mehr fläche ein, als die eigentliche stadt.
aron und lotte standen also zweimal im jahr für jeweils eine woche mit ihrem wohnmobil in der nachkriegssiedlung eines stuttgarter vororts vor der wohnung von helma. drinnen wurde gegessen und geratscht, draussen im wohnmobil wurde genächtigt, geduscht und gefrühstückt. soviel privatsphäre musste sein.
großzügig und besser noch: mit einem lauten lachen hatte lotte arons fahrkünste kommentiert. auf jeder fahrt mit dem wohnmobil schaffte er es aufzusetzen, räder an bordsteinkanten zu demolieren, spiegel in gar nicht so engen gassen abzureißen und schnittige schnitzer in den weißen lack zu fahren. das gab dem wohmobil eine patina von abenteuer und wilder weiter welt.
aron war ein vergnügter mann gewesen, drum starb er schnell, kurz und schmerzlos. lotte ist eine patente frau, drum trauerte sie konsequent und tief für genau ein jahr. dann fuhr sie im zug zu helma.
helma ist eine praktisch denkende frau und fragt also lotte „sag, kann man dir schon jemanden vorstellen?“
lotte überlegt kurz und bejaht – auf helma war immer verlass gewesen. helma kennt über ihre nachbarin den herrn gustav. der hat auch ein schweres schicksal, zumindest ist er vor einem jahr witwer geworden und mit seinen achtzig jahren noch in einem äußerst guten zustand. er ist solide, etwas gebildet und ein anständiger mann war er auch immer gewesen.
also lädt helma herrn gustav zum kaffee trinken ein, backt einen sensationellen käsekuchen und stellt ihm lotte vor. ihm gefällt das lachen von lotte, das ganz tief unten aus ihrem bauch kommt. es ist ihm etwas fremd, denn herr gustav war zeit seines bisherigen lebens ein braver schwabe mit korrektem benehmen und einer gewissen strenge.
gustav und lotte gehen spazieren, sie gehen zum abendessen in ein restaurant und gustav gesteht lotte, dass er vor allem die gute küche seiner verstorbenen frau vermisst.
prompt geht lotte in die falle und verspricht ihm für die dauer ihres aufenthalts die gute küche einer hausfrau. sie verschweigt ihm, dass sie als lehrerin eigentlich selten zeit zum kochen gehabt hat und seit vielen jahren auf tiefkühlpizzen steht.
gustav geniesst lottes kochkünste, die sie sich ohne sein wissen in helmas rezepten angelesen hat. abends um zehn ruft helma an. sie hat ein glas wein zuviel und wünscht lotte eine fröhliche nacht. lotte gluckst und holt am nächsten tag bei helma ihr köfferchen, die restlichen tage verbringt sie bei gustav.
sie fährt zurück nach basel. dann wieder nach stuttgart. sie bekocht wieder gustav und weiß auch nicht so genau, was sie eigentlich für ihre kommenden jahre wünscht.
gustav fühlt sich wild, weil er eine freundin hat. er ringt nach worten…. eine freundin hat man, wenn man jung ist und sich nicht binden will, eine lebensgefährtin haben nur vierzigjährige männer, eine geliebte ist bedeutend jünger und eine frau, hatte er schon. aber er fühlt sich frisch und denkt über eine längere reise nach basel nach.
zu der kommt es nicht, denn er erleidet einen üblen schlaganfall und liegt im krankenhaus. dort fragt man ihn, ob es jemanden gäbe, der sich um ihn kümmern würde. schwach nickt er und stammelt lottes namen heraus.
gustav wird ein pflegefall und sein sohn ruft lotte an, ob sie zu ihm nach stuttgart ziehe, um ihn zu pflegen. lotte verneint. die abende, an denen sie versucht hatte die kochkünste seiner verschiedenen frau zu kompensieren waren nett und heiter gewesen aber nicht herzergreifend. vorsichtig versucht sie dem sohn zu erklären, dass sie mit ihren vierundsiebzig den vater, den sie ja noch nicht so gut kennt, nicht einfach pflegen könne.
seitdem legt der sohn auf, wenn lotte anruft, um sich nach gustavs befinden zu erkundigen.
rosmarin - 27. Mär, 20:31
arbeitspausen führen nicht unbedingt zu erholung, sondern zu gewünschter dosissteigerung ebensolcher.
erbauungsliteratur findet man keinesfalls in der architekturecke einer buchhandlung.
schnee hält sich in der kapuze meines anoraks innerhalb der behausung etwa zwei stunden.
die tatsache, dass der supermarkt handkäs mit musik bereithält ist eine vollkommen irrelevante nachricht.
schreibhemmung ist keine form der schüchternheit sondern eine form des widerstands.
wogegen ist mir allerdings noch unklar.
allerdings kann man entgegen anders lautender nachrichten, sehr wohl auf einem bein stehen.
wozu ist mir allerdings auch noch unklar.
überhaupt ist mir das meiste unklar.
rosmarin - 26. Mär, 09:11