auf einer vernissage….

war ich nie.
während ich koffer um koffer aus dem auto hieve, blicke ich in eine der vielen galerien hier und beäuge junge bis mittelalterliche gutaussehende menschen, zumeist in schwarzen kleidern mit lustigen brillen im gesicht und gefährlichen absätzen an den frauenfüßen.
ihre mienen verraten, dass sie kluge und geistreiche gespräche mit einer portion sachverstand und einer prise witz führen.
gut, dass ich noch nie auf einer vernissage war. ich hätte mich vermutlich innerhalb weniger minuten blamiert oder stumm in einer ecke gestanden, was letztlich auf dasselbe heraus gekommen wäre.
sie parlieren vor einfarbig strukturvollen bildern und schlürfen sekt. letzteres könnte ich auch, aber mit wem sollte ich dort reden? und worüber?
ein schlichtes „das gefällt mir besonders“ wäre vermutlich schon peinlich genug, zumal ich es nicht begründen könnte. sicher würde ich ausgerechnet den künstler nach dem weg zum klo fragen. kunstmärktisch bin ich auch grad völlig unterbelichtet und schon alleine die vorstellung, auf einer vernissage zu sein, erzeugt in mir das gefühl, dass es sich bei meiner person um eine dumpfe trutsche handelt. ähnlich wohl würde ich mich auf einem treffen der dünnsten frauen der welt fühlen oder auf dem jahrestreffen der hochbegabten gedächtnsisspezialisten.
nun gut, sollte ich mal einer vernissage nicht entgehen können, würde ich mir jemanden zum parlieren mitnehmen. dann würde es nicht so auffallen, dass ich keine ahnung und auch nichts zu sagen habe. aber wen nähme ich mit? einen kunstkenner kenne ich nicht und kennte ich ihn, wäre es mir wieder peinlich, nichts kluges antworten zu können. die weltbeste mutter könnte ich auch nicht mitnehmen da sie vorwiegend laut redet und ich sowieso immer winke, damit sie leiser spricht, wenn wir in der öffentlichkeit schwatzen. den herrn rosmarin könnte ich nicht mitnehmen, denn der liegt noch im krankenhaus und macht ein schmerzerduldungstraining durch und läge er dort nicht, würde er sich auf der vernissage vermutlich zum alleinunterhalter aufschwingen und ich stünde wieder peinlich berührt in der ecke, um ihm handzeichen zu geben, dass wir verschwinden sollten.
meine freundinnen sitzen zum größten teil in schilda und eigentlich reden wir immer über alles, über dies und das und über hunde….. aber diesbezüglich geben die einfarbigen aber strukturstarken bilder nichts her.
so gesehen also nur gut, dass ich noch nie auf einer vernissage war.
eben fällt mir ein…. ich war dochmal…. aber da kannte ich den freund des künstlers und der war sprachgewandt und es fiel nicht so auf, dass ich stumm neben dran stand.
demnach….sollte ich mir im neuen jahr mal eine mutprobe auferlegen und mutterseelenallein auf einer vernissage einlaufen.
datja - 26. Nov, 10:07

unbedingt vorher was essen!
es ist so unbeschreiblich peinlich sich auch noch anzupatzen.
(ich spreche aus erfahrung !)

schwierige mutprobe! gnädigste lieben wohl die herausforderung.
;)

rosmarin - 26. Nov, 23:41

o.k..... das ist die steigerungsform für 2010: essen auf einer vernissage :)))))
b.k. - 26. Nov, 14:32

weisst du

was das peinlichste überhaupt auf einer vernissage sein kann? wenn der/die künstlerIn ALLEINE bleibt. ein ALBTRAUM!!!!!!!!!!!!!!!!!!

rosmarin - 26. Nov, 23:44

oh my goooooooooooooooooooooood..... an diese möglichkeit hatte ich überhaupt nicht gedacht. nein nein, sie müssen irren. so etwas kann gar nicht vorkommen. andernfalls wäre es ja ein albtraum!?
b.k. - 27. Nov, 00:28

ooooohhhhhhhhh

so was kommt vor.
nicht,
dass künstler ganz allein da steht.
aber nur mit mutti und vati, oder tante und onkel? ja und galerist steht auch da....
also steht künstler doch gaaaaaaanz allein da.
albträumerisch.
:-(
schneck08 - 27. Nov, 15:04

abt. vernissagengeschichten

ich hatte mal anfang der neunziger eine soloshow in einer kleinen stuttgarter galerie. proppenvoll wars, das ding hieß "sag beim abschied leise servus", ich war vier monate in wien gewesen. ich also mit heimspiel, aus frankfurt war eine angepeilte liebschaft herbeigereist usw., also höchstspannend das alles, auch jede menge ex-kommilitonen vor ort, mit teils neidischem blick. dabei auch meine frau mutter, die sich auf den weg aus der 40km entfernten kleinstadt gemacht hatte. mitten in dieser veranstaltung, quasi in der spannendsten zeit, drängt sie - die mutter - auf mich zu und überreicht mir einen stoffbeutel mit diversen care-paketen, die sie vor dem staunenden publikum einzeln der tasche entnahm und laut kommentierte. so z.b. bouletten, käsebrote, marzipankartoffeln und auch geschälte karotten, alles jeweils in einem gefrierbeutel gut zu erkennen verpackt. "jung, ich hab dir hier ein paar sachen mitgebracht, dass du nicht verhungerst...". wie gesagt, daneben sammler, wichtige sammler, galeristen, kollegen und es ging ein raunendes grinsen durch die meute und meine ohren wollten gar nicht mehr abkühlen vor lauter scham. es war das schlimmste erlebnis in dieser richtung, noch heute klopfen mir damalige kollegen oft freundlich auf die schulter und bemerken nebenbei "na, weisste noch, damals in der mozartstraße...?", um sich gleich danach vor lachen wegzuwerfen. ich habe das meiner mutter NIE verziehen und werde es wohl auch niemals mehr tun, vielleicht... ;-)
rosmarin - 30. Nov, 14:16

*kicher* ich find es ja eher süß.... so wird aus einem künstler dann doch ein mensch. wäre für vernissagenphobiker wie mich eine wunderbare situation :-)
b.k. - 30. Nov, 19:47

jeeeeetzt weiss ich endlich

wozu findige menschen den muttertag erfunden haben. um rache zu üben! du schnappst muttchen, kutschierst sie in den wiener wurstelprater, wo sie eine runde mit dem töpfchenringelspiel drehen muss. davon wurde ihr immer schon schlecht. dann schleppst du sie in ein restaurant ihrer wahl und wartest stuuunden auf das schnitzel. du weigerst dich standhaft, das geld anzunehmen, das sie dir heimlich zusteckt, damit du damit die zeche begleichen sollst und schenkst ihr einen gutschein für irgendwas. damit ist der tag gelaufen. vielleicht....;-)
schneck08 - 26. Nov, 15:26

wir

machen mal eine einführung!

rosmarin - 26. Nov, 23:46

sehr gute idee. ganz wunderbare idee. mit ihnen an der seite, würde ich mich auch auf eine vernissage trauen.
und überhaupt, wäre das ein ganz neues topic für das seminarprogramm: "selbstsicher auf einer vernissage - parlieren, schlürfen und eindruck machen "
sie werter schneck machen das verhaltenstraining für die neuen erstlingsvernissagisten und ich dann das verkaufstraining für die künstler.
yesssss
b.k. - 27. Nov, 00:28

ich meld mich gleich an!!!!!!!
schneck08 - 27. Nov, 14:48

machen wir.
rpk - 26. Nov, 18:31

*grunz*


rosmarin - 26. Nov, 23:47

also das geht auf einer vernissage überhaupt nicht: grunzen. wo kämen wir denn da hin, wenn die besucher alle grunzten????
schlepp - 27. Nov, 15:13

Als ich noch in NY weilte, war ich dort ständig. Ich fand die Atmosphäre aus alter Fabriketage, abgedrehten Künstlern, kleinen Häppchen und Weißwein immer sehr schön. In Berlin habe ich das auch schon ein paar Mal gemacht ... also wirkich, ich mag das.
Übrigens der Herr P. glaubt, sie neulich beim Gassigehen mit einem Windhund gesehen zu haben. Hätte ich eine Windhundgassigängerin auf einer Mainbrücke entdeckt, ich hätte Sie gefragt, ob sie Frau Rosmarin kennt *g*

rosmarin - 30. Nov, 14:19

vermutlich war ich das nicht liebe frau schlepp, die herr p. gesehen hat, denn ich war irgendwo im westerwald und in bayreuth und in kölle und sonstwo....
jetzt überlege ich, wen herrn p. wohl gesehen hat?
die russin mit dem barsoi? die japanerin mit dem barsoi, die hübsche mit dem galgo, die ältere dame mit dem whippet????
*winkt über den fluß*
feinstrick - 27. Nov, 23:38

Ich fürchte, es ist der Moment gekommen, an dem ich mich outen muss: Nicht nur, dass ich schon mal auf einer Vernissage war, ich habe sie sogar mit vorbereitet. Der Künstler war ein junger Franzose, ganz große Nummer damals, ständig zugekokst, und seine Werke waren ähnlich schräg wie er. Ich verteilte Flyer in der Fußgängerzone, schenkte auf der Vernissage Sekt aus, setzte eine wichtige Miene auf und verkniff mir ein Grinsen, als die illustren Gäste die Kunst zum Anfassen ausprobierten - ich sage nur "Penis-Schaukel". Also, auf DER Vernissage hätten Sie sich gar nicht blamieren können, meine Liebe, das haben schon alle anderen ganz prima für Sie erledigt.

rpk - 28. Nov, 15:24

ja, vernissagen...

sind immer eine heitere angelegenheit: ist man selbst auf die eine oder andere weise involviert kann die angelegenheit recht heiter sein. so entsinne ich mich immer mit freude einiger pruegeleien um irgendwelche ladies die sich die herren zum ziel genommen hatten ---welche ja auf vernisasagen im feinsten aufputz anzutreffen waren--- sofern dies in den spaeten 60igern so bezeichnet werden darf, der/die kuenstler selbst war eh bekannt und reine nebensache. wie gesagt, so war es seinerzeits. heut dagegen und als mehr oder weniger interressierter besucher bricht man in ein hochstilisiertes umfeld steifer hals-nasen-und sonstigen urologen, welche sich untereinander praesentieren und die single-ladies, die sich von einem solchen zur mutter machen lassen wollen....und wenn der kuenstler glück hat, verkauft er auch ein wenig, zur 50%igen freude des galeristen.....man halte also das glas gerade und mache einen kennerblick und sage moeglichst wenig.
so gesehen hast du alles richtig gemacht, liebe eze

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