Kennen Sie noch Völkerball?

...
Ich war grottenschlecht darin. Wir mussten das im Sportunterricht spielen…. stellen der Herr Rosmarin und ich fest. Er liebte es. Ich hatte Angst vor dem Ball. Bin gelaufen wie ein Hase, nur um den Schmetterball eines Mitschülers nicht abzukriegen, einfach weil das brennende, hässliche rote Flecken hinterließ. Fangen konnte ich auch nicht. Wie auch, wenn man Angst vor dem Ball hat. Also war ich immer bei den ersten, die „abgeworfen“ wurden und sich dann hinter der roten Linie in der Sporthalle langweilten.
Ganz anders beim Geräteturnen. Unsere Kindheiten waren geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Aufschwung, Unterschwung (der Herr Ro meint, es hieße "Umschwung"), Flic-Flac auf dem Schwebebalken, Umschwünge am Stufenbarren…. Es war herrlich. Während wir abendlich parlieren, fragen wir uns, ob wir heute noch Liegestützen und Kniebeugen hinbekommen. Wir probieren das aus und es wird lustig. Ich komme gut runter, aber schlecht rauf. Der Herr Rosmarin kommt schlecht runter, aber super rauf. Na klasse.
Nun gut, das mit dem Spagat ist schwierig geworden und eine Rolle auf dem Balken wollte ich auch nicht mehr probieren. Die Höhe zum Boden ist einfach größer geworden mit den Jahren. Ich bin ja froh, wenn ich die Gerätefeinde in der Muckibude halbwegs hinkriege. Früher auf einem Bein stehen und das andere Bein gestreckt, hoch hinters Ohr ziehen…. Kein Problem. Aber gut…. Auf einem Bein stehen kann ich noch. Liegestütze konnte ich nie. Dafür aber minutenlangen Handstand und aus dem Stand in die Brücke gehen. Jetzt frage ich mich,…. da ich keine schulpflichtigen Kinder habe…. was die heute so machen im Sportunterricht? Immerhin scheint jede Familie mit Eigenheim ein Trampolin zu besitzen. Das wäre damals undenkbar und unbezahlbar gewesen. Nun gut…. wir hatten auch kein Eigenheim. Dafür haben mir die Eltern zehn Jahre klassischen Ballett-Unterricht bezahlt. Anfangs mit Freude: das Kind lernt sich graziös zu bewegen. Dann mit Unwillen. Das Kind war an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst angenommen. Ich ging nicht zum heimlichen Rauchen in den Park, sondern täglich zwei Stunden in die Hochschule. Bei den Spitzenschuhen waren die Eltern schon ambivalent. Ein bisschen stolz einerseits und ein bisschen unsicher andererseits. Als ich mich aber mit 16 entschloss, dem Abi adieu zu sagen, um Tänzerin zu werden…… da war’s vorbei mit der Toleranz und ich wurde in Kenntnis darüber gesetzt, dass ich nach dem Abi gern tun könne, was ich wolle, vorher aber nicht.
Gut so. Wenn ich mir heute meine Spagat- und Kniebeugefähigkeiten anschaue, haben sie die richtige Entscheidung getroffen. Immerhin darf ich jetzt ohne Arthrose sein, bin aber etwas zu schwer für meine Größe. Jetzt, da ich Urlaub habe, liebe ich es, alle zwei Tage Fitness und Sauna zu machen. Wenn ich in den Kalender schaue, schwant mir Übel….. was den Body angeht. Zum Flic-Flac werde ich es wohl nicht mehr bringen.
Nur mal gut, dass ich zeitweise in der Stadt lebe, die es eigentlich nicht gibt. Da ist ja alles möglich und selbst die, von denen man glaubt, es gäbe sie nicht wirklich, leben hier….




anything goes????
wasserfrau - 14. Aug, 23:49

völkerball kenne ich ... und fand es eigentlich ganz witzig. ansonsten war bei mir immer klar: turnen okay, leichtathletik katastrophe (aber sowas von). deswegen war das zweite halbjahr, was die sportnote betraf und mein diesbezügliches wohlbefinden, immer weit hinter der ersten, während ich ansonsten immer die zeit nach den sommerferien der vor den sommerferien vorzog, aber eben nicht in diesem punkt. schulsport ist ohnehin in meinen augen eine fehlkonstruktion gewesen, ich hasste die bundesjugendspiele (der name gibt mir recht, damals war es eher die sache selbst.)

rosmarin - 14. Aug, 23:57

oh mein Gott..... "bundesjugendspiele".... die hatte ich völlig vergessen. Mein Alptraum. Leichtathletik.... oh wie grausam.... schnell laufen (war kein Problem), Kugelstossen (omg), Weitsprung (omg)... den Rest habe ich vergessen. Nach dem erstem Mal BJS habe ich mich gedrückt. Ich habe diese Art von Sport immer gehasst.
Ich gebe Ihnen völlig recht.... die Zeit nach den Sommerferien war herrlich.
wasserfrau - 15. Aug, 00:10

also bei mir war schnell laufen schon ein problem. exakt so, dass ich noch am startblock träumte beim 75meterlauf (!), da waren die andern schon fast angekommen. ich muss dazu sagen, dass ich ein "kannkind" war, also die jüngste und sowieso kleinste der klasse und sehr sehr kurze beine hatte und immer ein wenig träumte. aber es gab ein halbjahr, da hatte ich in sport eine 5. wie peinlich ist das denn?
ich hab´s ehrlich gesgat bei den bjs über das werfen und stoßen noch halbwegs rausgerissen und sogar siegerurkunden erbeutet, wahrscheinlich hat mich die ungenügende rennerei aggressiv gemacht.
rosmarin - 15. Aug, 00:15

wie süss.... Sie haben wirklich eine Urkunde erhalten.... und Sie waren schlau genug.... böse zu werden über die ungenügende rennerei. Ich werd erst mit dem Alter bös.
testsiegerin - 15. Aug, 09:57

Ich musste beim Kugelstoßen immer aufpassen, dass mir die Kugel nicht auf die Zehen fällt.
wasserfrau - 14. Aug, 23:52

ach so ... und noch was

in der doppelkopfrunde wurde kürzlich (angesichts allgemeiner yogaerfahrungen) darüber gesprochen, dass man "in unserem alter" keine kerze mehr könne. ich muss es probieren. kerze (ich hoffe doch), brücke (ich glaube nicht).

rosmarin - 14. Aug, 23:58

die muckibude meines vertrauens lässt mich locker in die kerze gehen. Aber versuchen Sie mal, die Kerze mit Hilfe der Unterbauchmuskulatur nach oben zu ziehen.
Jööööö..... da geh ich lieber zum Kerzenziehen ins verregnete Dänenland.
wasserfrau - 15. Aug, 00:11

verregnet? wen kann das denn noch schrecken?
rosmarin - 15. Aug, 00:16

Mich !!!!
Bermejo - 15. Aug, 09:13

ich leb nach dem motto des engländers"no sports!".
manchmal jedoch könnt ich wie der oben abgebildete rotblaue bursche auch die wände hoch gehen ;-)

testsiegerin - 15. Aug, 09:55

Noch viel schlimmer als Völkerball fand ich die Methode zur Mannschaftsbildung. Zwei Erlesene durften jeweils einen Namen nennen. Meiner wurde immer als vorletzter genannt. Es war nicht Lust, sondern Last, mich im Team zu haben. Zum Glück hat sich das heute geändert ... wenn auch nicht beim Völkerball.

Ich war ja in meiner Kindheit und Jugend ständig verletzt und Stammgast in der Unfallabteilung des Krankenhauses. Deshalb durfte ich wegen meines Knöchels nicht Eislaufen, wegen meiner Narben am Bauch nicht Felgeumschwung üben und auch sonst einiges.

Einmal hab ich einen Handstand ohne Hände gemacht. Da hat der Sportlehrer gesagt, ich soll nicht immer die Hände so hochreißen, vor dem Handstand. Also hab ich sie unten gelassen und bin mit voller Wucht mit dem Kopf in die Matte gerammt.

Wegen des Enjoyen des Fitness-Programms. Ich empfehle: Bleiben Sie dran, Frau Rosmarin. Das lohnt sich. Ich geh dreimal die Woche, es macht immer mehr Spaß und wenn ich nicht dazu komme, fehlt mir was.
Und acht Liegestütze krieg ich schon hin ;-)

rosmarin - 16. Aug, 20:39

neben meiner Angst vor dem Ball.... ist exakt das was Sie beschreiben der zweite Grund, warum ich Völkerball echt scheixxe fand :-)
datja - 15. Aug, 18:11

also...

...ich wiederum sollte laut meiner edeltussi-mami ein blondes feengleiches prinzesschen werden, um dann am standesamt zu promovieren und so sachen halt.
;)
"blöderweise" ;) erbte ich von meinem vater nicht nur den sturschädel, nein, auch die strammen wadeln.
aber auch die fähigkeit zu reflektieren und später dann einiges von seinem geld.

so war ich beim völkerball eine der besten, bin geritten, war schlank, stark und sportlich.
wurde ein trotzkopf, hatte ein goldenes handerln für die falschen männer und wuchs ab 50 heftig in die breite...
:(

jetzt beginne ich zu trainieren, damit ich nimmer so "unterklein" bin, vor allem tu ich's für mischa. >>>
:)
(mischa ist ein pferd !!!)

Jossele - 15. Aug, 19:09

Na ja, all der Sport liegt ja großteils schon jahrzehnte zurück, wobei schon damals waren mir so Ballspiele wie Völkerball, Fußball, "Ball über die Schnur" (Volleyball hieß es erst später) immer ein bisserl suspekt.
(Bälle dürfen maxi,al Kugeln sein die auf einem grünen Filztuch rollen.)
Geräteturnen war ja auch nicht so meins, Gymnastik irgendwie lästig.
Laufen, Schwimmen ja, das ist zumindest irgendwo "sinnvoll".
Irgendwo gammeln auch noch ein paar Urkunden diesbezüglich in irgendwelchen Schachteln herum.

Heut spür ich halt schon die Jahre und die Gelenke...
Allerdings, ich bin schon froh, dass es in meiner Kindheit noch keine Computer gab und Fernsehen eher die Ausnahme war. Sich bewegen war eigentlich normal.

Vor Jahren war ich mal in New York. Da gab´s etwas außerhalb eine Rundlaufstrecke von genau einer Meile.
Die Leute sind dort mit dem Auto hin gefahren, haben ihr Laufoutfit angezogen, sind ein, zwei Runden gelaufen, wieder rein ins Auto und das war´s.

In der Au hab ich immer öfter Jugendliche die noch nie auf einem Fahrrad gesessen sind oder nach vier Kilometern gehen an der Belastbarkeitsgrenze schrammen.

Aber Völerball muss trotzdem nicht sein!

rosmarin - 16. Aug, 20:41

Ball über die Schnuuur ..... :-)..... vielen Dank für die Erinnerung, das hatte ich total vergessen.
Dass die armen computerkids echt schlimm dran sind mit der Kondition kann ich mir gut vorstellen. Ein Psychologe des Schulamts hat mir das mal erzählt.... wie sehr die Unfallstatistik auf den Schulhöfen nach oben geht, weil die Kleinen irgendwie keine Koordination mehr haben.
puh....
la-mamma - 15. Aug, 23:16

wenn ich so an die turnlehrer:innen von früher denke: hoffentlich ist die sadistenquote niedriger geworden. eine von meinen bestellte allen ernstes einmal meine eltern zum sprechtag! ...

rosmarin - 16. Aug, 20:42

:-)..... stimmt..... da waren echte sadisten dabei.... survival of the fitest... und so
la-mamma - 16. Aug, 20:53

ot

angekommen! wie schön! dass es so was noch gibt!;-)
rosmarin - 16. Aug, 20:54

:-))))
profiler1 - 16. Aug, 21:35

eine kleine anekdote aus profilers kindheit:
also, in meinem damaligen umfeld war es üblich, fast schon obligat, dem ÖTB (österreichischer turnerbund) beizutreten. daß dieser ideologisch weit rechts außen war, um es harmlos zu formulieren, ist mir als siebenjährgien natürlich nicht bewußt gewesen. egal. jedenfalls war es so, daß ich damals mit eher "mittlerem" talent gesegnet war, seit jeher faul veranlagt gewesen bin und körperlich eher durchschnittlich begabt zur welt kam. unglücklicherweise waren meine damaligen kameraden das ziemliche gegenteil von mir, auch elternhausmäßig. klartext: zwei meiner damaligen kumpanen schafften, zwar erst viel später aber immerhin, die olympiateilnahme. und zu meinem leidwesen wurde ich immer an deren, damals schon, außergewöhnlichen leistungen gemessen. daß mein kindheitssportleben in erster linie aus frustration und niederlagen bestand erklärt sich von selber. reck und stufenbarren waren für mich, seit jeher ein bisl wehleidig, wahre folterinstrumente. irgendwann hatte der ganze spuk dann ein ende, ganz einfach weil wir übersiedelten und sie können mir glauben, ich war gar nicht unglücklich darüber.

herbstfrau - 16. Aug, 23:34

apropos Sport... Ballwerfen etc.

Kann alles so gut nachempfinden, was hier von dir liebe Rosmarin, geschrieben und von vielen kommentiert wurde. Kleiner Abriss aus "Herbstfraus Grundschulzeit":
Eine Strafe bedeutete es für mich, wenn Sportfest angesagt war. Alle freuten sich, nur ich nicht. In unserem Dorf gab es keinen Sportplatz. Wir mussten deshalb ins nächste Dorf wandern. Am Feldrain wurde sich umgezogen. Freie Sicht nach allen Seiten. Mein Problem war immer noch der Geradehalter. Der war ja unter meiner Wäsche und musste der Sportkleidung weichen. Hatte ich dieses Problem endlich gelöst, tauchte das nächste auf. Ich konnte einfach nicht weit werfen. Der Ball kullerte einige Schritte weit und blieb liegen. Und wieder Gelächter. Wie machten das die anderen bloß? Ihre Bälle flogen fast bis zum Ende des Sportplatzes.
Nie stand ich auf dem Treppchen für die Siegerehrung, niemals bekam ich eine Urkunde. Aber ich tröstete mich auf dem Heimweg damit, dass ich mich bald wieder in meinen geliebten Schutzwald verkriechen konnte. Und dort musste ich niemandem etwas beweisen. Dort wartete mein Baumstumpf auf mich und meine eigene Fantasiewelt. In ihr gab es Ruhe, Harmonie, und Blumen, mit denen man sprechen konnte. Das kleine Bächlein, das ich so liebte, plätscherte munter dahin, als wollte es mich gleichermaßen beruhigen und einladen, doch jetzt gleich mitzukommen, weit weg, ins große Meer. Da, wo alles zu einem Ganzen zusammenfloss, da, wo es keine Unterschiede gab...
Lang lang ists her.... und Ballwerfen kann ich immer noch nicht;-) aber sonst ist alles- okay;-)))

rosmarin - 17. Aug, 00:07

ich hänge noch an la-mammas sadisten-these.....
schade, dass unsere und eure lehrer es so herbe verstanden, uns den spaß zu verderben. ich denke, es lag nicht am sport.... sondern an den gesundheitsfaschisten... die es offenbar in jeder staatsform gab.
und ball werfen kann ich eh nicht.
virtualmono - 17. Aug, 03:06

Ich habe nur ein einziges Mal in Sport eine gute Note gehabt - in dem Halbjahr, als Basketball dran war... ansonsten war das immer meine schlechteste Note im Zeugnis. Fussball gespielt haben wir draussen schon, aber in der Freizeit (und ich war im Tor gar nicht mal so schlecht). Rennen kann ich auch heute noch ganz gut, flott Radfahren sowieso, aber was mir am Schulsport unglaublich auf den Zeiger ging war die Turnerei, Barren oder Ringe oder Bockspringen oder so'n Bockmist... Ach ja, Schwimmen ging noch recht gut - aber nur mit Chlorbrille, denn Augen unter Wasser öffnen geht gar nicht.

tinyhusky - 21. Aug, 20:04

Ich kenn es, ich war die, die niemand gewählt hat und die dann murrend einer Gruppe zugeteilt wurde (die Gruppe hat gemurrt) .... schön war das Schulleben (kotz!). Dann wundern sich die Leute, dass man auf kein Klassentreffen jemals geht ....

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