Obwohl ich mich redlich bemühe,…
den Studenten etwas über die Unsteuerbarkeit dynamischer Systeme beizubringen, belehren mich die Telefonate mit der bankfurterischen Heimat eines Besseren. Ich sitze weitab im Hotel und lausche der Titelmusik von Monk, die ich übrigens sehr liebe…. „it’s a jungle out there“…. . Abends sitze ich im wunderbaren altehrwürdigen Restaurant und verwöhne mich mit einem Glas Rotwein und Nudeln mit Flusskrebsen und betrachte die Männer ringsumher. Sie kommen von überall her. Gestrig waren es Schweizer und Ostdeutsche. Heute sind es ein Hesse, ein Westfale und ein Bayer. An einigen Tischen sitzen sie auch einzeln herum. So wie ich haben sie etwas zu Lesen vor der Nase. Nach fast 18 Jahren Berufstätigkeit wundere ich mich immer wieder, in solcherlei Situationen die einzige Frau zu sein. Ich schaue müde vor mich hin und spitze die Ohren und versuche herauszukriegen von welchen Firmen sie kommen. Am Ende des Abends reden sie immer über ihre Frauen, ihre Häuser und vor allem: über ihre Nachbarn. Mir wird klar, dass Nachbarschaft zumeist etwas Grässliches zu sein scheint. In meinem Seminar sitzen vorwiegend Frauen. Und ich frage mich, ob sie in zehn Jahren auch alleine an einem Tisch im Restaurant sitzen werden. Vermutlich nicht. Sie werden darauf achten, dass andere, nicht sie selbst, die Verantwortung und Fürsorge für sie übernehmen. Derweil nimmt im Maindörfli die große Veränderung im Leben meiner Eltern ihren Lauf. Sie ziehen nach 43 Jahren um. Und ich muss neidlos bewundern, dass sie dieses Event generalstabsmäßig geplant haben und auch umsetzen. Zurück bleibt ein wunderbarer Altbau im Nordend mit Parks und Grünanlagen drum herum und mit freundlichen Nachbarn. Und sie tauschen es ein, gegen eine kleinere Wohung inmitten der trubeligen Innenstadt und sie werden auf den Fluß schauen. Dafür liebe ich sie. Dass sie solche Entscheidungen treffen können. In Gesundheit und Beweglichkeit das eine Leben zu verlassen. Ein Neues zu beginnen, in dem jeder zur Not alleine leben könnte, dass kein vierter Stock sondern Hochparterre ist und dass sie es sich so einrichten, dass sie ewig unabhängig leben können. Blöd, dass ich in diesen großen Tagen nicht dabei sein kann. Aber Freitag werde ich Fräulein Möchtegernwindhund in die Arme schließen und das Wochenende werden wir mit Wohungen verbringen und mit Spaßlaufereien und dann steht auch schon der nächste Abschied an. Und am Ende des Monats wird es eine Woche Sonne, Meer, Strand und Delphine geben. Wunderbar. Nicht mir zu verdanken, sondern dem Fleiß des Herrn MO, der wieder einen Award eingeheimst hat. Und so langsam fange ich an meinen Kalender zu beäugen, in dem ich vier ganze Wochen Freiheit eingeplant habe. Man könnte meinen ich sei angestellt.
rosmarin - 13. Feb, 22:44
Am wohlsten hab ich mich gefühlt, wenn ich irgendwo ins Gespräch gekommen bin.
Manchmal wollte ich aber ganz bewusst allein bleiben.
Aber in Zukunft werde ich fragen, wenn ich irgendwo eine "einzige" Frau sehe;)
und ich wundere mich noch immer, dass manche männer es nicht einfach spüren (durch blicke, ein lächeln, etc.), ob frauen angesprochen werden wollen.
ahja. noch etwas. wenn ich reden will, spreche ich zur not auch selber an.
Da steckt von vornherein noch gar kein Flirtpotential drinnen.
Allein essen ist eine kulturell unterschiedlich betrachtete Angelegenheit. In Japan benötigt man schon entsprechende nachvollziehbare Gründe, wenn man allein essen geht. Dort gilt man nämlich als Mensch zweiter Klasse, wenn man allein essen gehen muss.
Als Kind wurde mir beigebracht, beim Essen nicht zu lesen, was ich natürlich nie befolgt habe.
Aber nachdem es noch blöder wirkt, wenn man während des Essens mit sich selbst spricht, ist das Lesen ja dann doch eine gute gesellschaftliche Alternative.