Sonntag, 16. September 2012

Rasante Zeitlupe

So eine Art Erntedankfest war das - da im Elbtal - bei einer wirklich bezaubernden, klugen und liebevollen Gastgeberin, die die Dinge gerne auf den Punkt bringt und uns einen fulminanten Empfang bereitet hat. Schlemmen, Ratschen, Lauschen und während ich noch den Dessertlöffel genüsslich abschlecke, stelle ich fest, wie sehr sich das Gesicht eines Pianisten verändert, je nachdem welchen Komponisten er spielt. Bei Mozart noch, schaut er interessiert und konzentriert aufs Notenblatt. Er erläutert beim Spielen, was sehr angenehm ist. Bei Schubert jedoch scheint das Notenblatt zu einem Fenster in eine Welt zu werden, in der sich unglaubliches abspielen muss. An einigen Stellen fürchte ich, der Pianist könnte ins offenbar weit geöffnete Fenster hineinspringen und vom Stuhl vor dem Klavier in die unendlichen Weiten des vorgeblichen Notenblatts verschwinden. Alle sind erleichtert, dass er vom dritten Satz ablässt, denn dieser könnte tödlich enden, wie er uns versichert. Seine kleine, wirklich große Frau, kichert entspannt und lässt ihre Augen fröhlich blitzen.
Wir machen die Nacht zum Tage, erheitern vermutlich spät nachts die Nachbarschaft, während wir rauchend und trinkend parlieren, uns über Kennenlernen und Wiedersehen freuen. Die Zeit rennt, während wir in einer entspannten Blase aus Zeitlupe sitzend die wunderschöne Stadt an der Elbe betrachten und lernen, woher das berühmte Fläschen des berühmten Mundwässerchens kommt und wie Grete Weiser zu einem wirklich tollen Haus kam, dabei aber einen Ehemann hinter sich ließ. Wir finden einen Herrn in orange mit weißem Bart, der uns mit Taschenlampe durch die Vergangenheit eines Freihofs kraxeln lässt und denken darüber nach, welche Vorteile es haben könnte, ein Gefängnis käuflich zu erwerben.

Zudem kann man im Elbtal wunderbar ein paar Vokabeln wienerisch lernen und wie man hocheffektiv und schnell zu einem neuen Pannier kommt. Die anwesenden Damen einigen sich ganz schnell, dass „Anbraten“ die Dinge des Anbändelns sehr viel besser beschreibt als unser deutsches „Anmachen“ und während wir nachts den Hotelberg erklimmen, sammeln wir ein paar verirrte leicht angetrunkene, ältere Touristen auf, die uns noch den Begriff des „Querbratens“ sehr vergnüglich veranschaulichen. Dies wiederum wird uns am nächsten Morgen im Hotel als der nächtliche „Einfall der Vandalen“ kolportiert, was die Sache nicht wirklich trifft, denn die Nacht ging bereits in den ganz frühen Morgen über.

Gold und warm sind die Beleuchtung und unser Gefühl, als wir ein vorläufig letztes Mal gemeinsam am liebevoll gedeckten Tisch Bücher und Bilder bewundern, gedankliche Glasperlenspiele über Kunst und Kommerz üben, und in vielerlei Hinsicht reich beschenkt werden.

Dankeschön!!!

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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