Montag, 28. September 2009

Einmal vor vielen Jahren,

bin ich in Jerusalem in einen Gottesdienst der armenischen Gemeinde geplatzt, der ausschließlich aus dem Singen gregorianischer Choräle bestand. Seitdem liebe ich diesen meditativen und preisenden Singsang.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich Herrn Ro in die Altstadtkirche schleppte, in der eine musikalische Brücke zwischen Westen und Orient gespannt werden sollte.
Im ersten Drittel sang der Chor des Westdeutschen Rundfunks also gregorianische Choräle und es war einfach anders, als wenn Mönche das singen. Mir ging auf, dass wenn Inbrunst, Hingabe und Gefühl fehlen, auch eine Ansammlung von professionellen Sängern den Klang so einfach nicht hinbekommen. Es war trotzdem schön, besonders weil mein Ärger über einen Moderator verrauchte, der einfach losfieselte während noch Menschen in die Kirche kamen und so eigentlich keiner mitbekam, was er über ein Gedicht aus dem 13. Jahrhundert und seinen Übersetzer erzählte.
Zwischen den einzelnen Chorälen fieselte der weiter lauter Sachen, die ich mir jetzt mühsam aus dem Internet zusammen suchen muss und schien nicht zu bemerken, dass die Wechsel im Chor mit lautem Stühlerücken einhergingen. Sein Gefiesel blieb unerhört, bis ein beherzter älterer Herr drei Reihen vor uns aufstand: „Bitte…. Sprechen Sie lauter, hier kann man nichts verstehen“…
Allgemeine Zustimmung aus der hinteren Hälfte im Kirchenschiff.
Der Fieselmoderator antwortete fieselnd: „Ich kann nicht lauter sprechen, aber ich nehme es als Hinweis an die Technik“….. und fieselt weiter.
Ja hallo???? Geht’s noch??? Der Pfarrer dringt Sonntags ganz ohne Mikro auch bis ganz hinten durch. Ich war fassungslos ob dieser Kaltschnäuzigkeit und Arroganz. Wenigstens hätte er sich bemühen können und falls er ein Stimmproblem hatte, wählte er den falschen Job für diesen Abend und seine Zettel hätte auch ein Mensch mit Stimme und Kraft vorlesen können. Ich rege mich also auf, Herr Ro schämt sich für mich, weil ich in der Kirche laut schimpfe, aber die Damen und Herren aus den Reihen vor uns drehen sich um und grinsen mich an und nicken heftig.
Der zweite Teil des Abends muss der Brückenbogen gewesen sein, die Komposition von Herrn Huber war gewaltig und der Chor sang in Wellen zur Musik eines ägyptischen Madih-Ensembles, wobei ich von dem Fieselmoderator aufschnappe, dass es sich bei Madih-Ensembles nicht einfach um Musikgruppen handele, sondern dass sie sich als Lobpreiser Gottes, bzw. Allahs verstehen.
Nun gut: ich hebe ab. Mache einfach die Augen zu, lausche und stelle fest, dass ich das Gefühl habe, keine Arme und Beine mehr zu haben. Und nein, an der Kälte in der Kirche lag das nicht, sondern an der Musik.
Am anderen Ecke der Brücke steht dann traditionelle Sufi-Musik, die mag ich ja eh und interessanterweise taut das Publikum auf, geht in einen Dialog mit dem Madhi-Sänger, der scherzt und der Fieselmoderator hält glücklicherweise die Klappe, denn der Orientale dringt prima ganz ohne Mikro durch.
Versöhnt schlendern wir gen Heimat und beschließen, viel häufiger einfach mal was aus dem ortsansässigen Kulturprogramm zu nehmen, völlig unabhängig davon, ob wir etwas davon verstehen oder nicht und selbst wenn es nicht unser Geschmack gewesen wäre, so hätten wir doch etwas Interessanteres erlebt, als TV oder PC so hergeben.

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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