Mittwoch, 1. August 2007

15

helma liebt holger. schon seit über vierzig jahren.
den italienischen banker schoss sie in den wind. der war ihr zu lustig und zu laut. so nahm sie lieber holger. der kartographierte landkarten und war mit einem ruhigen humor ausgestattet. holger ist katholik und so trat helma vor der hochzeit heimlich zum katholizismus über. sie ging in die beichstunde und lernte eine gute katholikin zu sein. ihren protestantischen eltern hätte das nicht gefallen, drum tat sie es heimlich. auch ihre mutter war einstmals katholikin. diese heiratete einen protestanten. als sie einmal im krankenhaus lag, so kurz vor der hochzeit … und dem tode näher als dem leben, kam ihr priester zu ihr. während er ihr die sterbesakramente verabreichte bat er sie, den protestanten – falls sie das alles doch überlebe – keinesfalls zu heiraten. sie überlebte und tat es doch, also den protestanten, den ungläubigen zu heiraten. aber das ist schon 75 jahre her.
helma jedenfalls liebt seit vierzig jahren katholisch. als gelernte katholikin und schwäbin schüttelt sie täglich den bettvorleger aus dem fenster aus während holger mit seinen kakteen zwiesprache hält.
helma und holger machten zwei kinder. eines davon in chicago. eines in schwaben. der zweitgeborene wollte als kind keine pizza essen. er wollte überhaupt nur schwäbisches essen essen. erst als holger ihm erklärte, dass die pizza ursprünglich von der schwäbischen alb komme und von den herumziehenden italienern mit nach italien genommen wurde, war er bereit, dass blechungetüm zu probieren.
in chicago hatte man wilde eichhörnchen in der wohnung. drum ging man zurück nach schwaben mit dem erstgeborenen säugling, bevor es angeknabbert würde. helma hielt die wohnung sauber und holger sang mit den kindern. Oder er ging bergsteigen. das allerdings war gefährlich, denn helma machte kontrollanrufe in den berghütten und hotels. einmal vertat sich die rezeptionistin im namen und meinte herr schwab sei gerade mit seiner gattin essen gegangen. da war polen offen. in wirklichkeit war er mit gebrochenem zeigefinger auf dem weg zum arzt. dies konnte holger glücklicherweise anhand der krankenhausunterlagen nachweisen.
dennoch ging helma seit jenem ereignis einmal im jahr zur kartenlegerin, um die treue ihres holgers zu überprüfen.
den italienischen banker hat vierzig jahre später ihre schwester second hand übernommen. aber das ist eine andere geschichte.

16

piotr liebt rosa. schon seit über zwanzig jahren.
zugegegeben, er liebt sie nicht täglich, nicht stündlich, nicht minütlich und schon gar nicht jeden augenblick. nur gelegentlich liebt er sie. wenn er zum beispiel darüber nachdenkt.
dafür allerdings hat er wenig zeit, denn er ist ein mann der tat.
seit er vor 25 jahren aus russland kam, arbeitet er im stahlwerk. 10-12 stunden täglich schiebt er schweren stahl von hier nach da, sägt, feilt, hebt.
sein bruder kam auch und etwas später die eltern. erst als das baugrundstück für drei einfamilienhäuser gekauft war, kam auch rosa. sie ist nicht belesen aber sie macht wunderbaren kuchen. ihre fünf kinder sind auch nicht belesen, aber sie sind gut erzogen und das heißt: hilfsbereit.
rosa liebt piotr. auch schon seit über zwanzig jahren. er war ein fescher kerl. heute ist er ein hühne, der alles heben kann, alles verräumen, alles reparieren.
rosa liebt piotr zumindest täglich. das erkennt man daran, dass sie ihn ständiger seitensprünge verdächtigt. dabei hat er gar keine zeit dafür. und auch keinen sinn. aber sie traut es ihm zu. das ist immerhin mehr, als viele frauen ihren männern nach über zwanzig jahren noch zutrauen.
rosa hat das heim bunt dekoriert und piotr knurrt, weil sie das nicht vorhandene geld für schnickschnack ausgibt. und wenn er knurrt, leuchten seine augen, weil er sich wohl fühlt in all dem krims krams, mit all den gelungenen kindern und dem zuckerkuchen. den lavendel im garten findet er unnütz. aber er lässt rosa den spaß.
rosa darf alles. zum beispiel sich eine kleine ratte halten, die sie abends über das sofa flitzen lässt. und piotr darf auch alles. zum beispiel mit seinen freunden aus der alten heimat zum wildern gehen. drei bis vier mal im jahr ziehen sie los und kommen mit fasanen, rehen und einmal einem wildschwein zurück, die sie eigentlich nicht schießen dürften. und während sie den nebenbei erworbenen kater auskurieren, bereiten die frauen das heldenmahl zu.

und überhaupt....

Hunde, sind unsere Verbindung zum Paradies. Mit einem Hund an einem herrlichen Nachmittag an einem Hang zu sitzen kommt dem Garten Eden gleich, wo Nichtstun nicht Langweile war - sondern Frieden. (Milan Kundera)

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